Frühling von Weesen nach Arvenbühl 1250m ü. M.

Im April mache ich Wanderungen, die im Sommer „unter meiner Würde“ wären. Wie falsch diese Denkweise ist, muss ich auf der Wanderung von Weesen nach Amden/Arvenbühl feststellen. Es ist ein Genuss, unterhalb der Schneegrenze, die aktuell an den Sonnenhängen bei 1300m liegt, die Natur erwachen zu sehen.


Im hübschen Weesen lege ich nachmittags los, die Sonne wärmt wunderbar, das Thermometer zeigt 17 Grad. Auch die Tiere haben Freude, frischgeborene Geiss-Kitzen turteln über das saftiggrüne Gras.

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Frühlingsfreuden für alle

Ich steige das Fahrsträsschen hoch zur Abzweigung, die auf den Wanderweg nach Amden führen soll. Dummerweise verlaufe ich mich, abgelenkt durch ein anspruchsvolles Telefonat. Multitasking ist eben so eine Sache. Ich buche die 100 zu viel geleisteten Höhenmeter selbstkritisch als „Training“ ab und lasse mich nicht entmutigen.

Der junge Frühling ist kräftig spürbar, der Bach führt viel Schmelzwasser, die Sträucher und Laubbäume sind hingegen noch kahl. Wie anders es hier doch im letzten Zauberherbst aussah!

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So richtig farbenfroh ist es noch nicht…

In der Ferne zeigen sich die noch tiefverschneiten Glarner Berge, auch der Federispitz präsentiert sich noch ganz in Weiss. Der Wanderweg führt steil hinauf zum lang auslaufenden Grat des Mattstocks, der das Tal vom Amdener Hochplateau trennt. Dann hört der Weg plötzlich auf – ein riesiger Erdrutsch hat den ganzen Hang umgepflügt. Ich quäle mich durch tiefen Dreck und mittels Steinbrocken über den Lawinenkegel und erreiche ziemlich verschmutzt die Gegenseite des aufgewühlten Geländes.

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Winterschäden…

Weiter geht’s zu einer netten Alp, die einen wunderbaren Einblick in den Zigerschlitz und auf den Walensee bietet. Der Pfad führt jetzt teilweise über Treppenstufen durch einen geologisch interessanten Schrattenhang bis auf rund 1000m. Hier wird der Wanderer begrüsst durch eine grosszügig bebankte Aussichtskanzel, die gleichzeitig den ersten Einblick auf Amden und zur Seitenansicht der formschönen Churfirsten erlaubt. Ich übersteige eine Absperrung mit einem Schild, das den Weg zurück nach Weesen als gesperrt ausweist….

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Schrattenhang und ein weisser Plättlispitz
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Walensee und Mürtschenstock

Die Route führt jetzt leicht absteigend hinunter nach Amden, leider bald wieder auf Teer. Im Amden entdecke ich die tiefen Schluchten, die mitten durch das Dorf führen. Die hatte ich bisher noch nie gesehen. Aufgrund der kahlen Baüme und Sträucher sieht man gut hinunter, das viele Wasser macht den Anblick besonders reizvoll.

Weiter gehts der Strasse entlang, erst ziemlich weit ausserhalb des Dorfes kommen die Wanderwege wieder. Teer ist echt nicht mein Ding, ich kompensiere das mit zügigem Laufen. Der letzte Teil der Wanderung führt dann über frischergrünte Wiesen bis gegen 1200m in den Schnee. Das macht das Vorwärtskommen zum Schluss ziemlich anstrengend.

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Arvenbühl liegt unterhalb des Leistkamms noch im Schnee

Ich muss kurz ruhen und setze mich auf einen einsamen Stein, der aus dem Schnee herausragt. Die Sicht auf den See, den weissen Mattstock und die Glarner Alpen ist umwerfend. Rautispitz, Vorderglärnisch, Zindlenspitz – meine Frühlingsgipfel sind alle noch im tiefen Winter. Ich mache hingegen meine Augen zu, wenn es um die Bauweise der Amdner geht. Hier wurden und werden manch schreckliche Sünden begangen. Die typischen St. Galler Schindelhäuser sind in der Minderheit. Vom Flachdach-Bunker über den Möchtegern-Landhausstil bis zum Höhlenhaus gibt es alles, was Architekten sich ausdenken können.

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Verschneit ein schöner Berg – der Mattstock mit seinen vielen Lawinenverbauungen, um die herum ein Weg auf den Gipfel führt

Das Restschnee-Waten hilft mit, dass meine Schuhe und Hosen am Ende der Tour wieder sauber sind. In der Arvenbühl-Beiz gibt es ein einheimisches Bier. Der Bus bringt mich nach Weesen zurück, wo ich am See sitzend nochmals die herrliche Aprilsonne geniesse. Keine schlechte Halbtagestour.

Tourdatum: 9. April 2015

Kartenausschnitt Weesen-Arvenbühl (pdf)

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Im Hintergrund „meine“ Glarner und Schwyzer Frühlingsgipfel im Schnee

 

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