Schönbüehl reloaded und das Wilerhorn 2204m ü. M.

Schönbüehl ob Lungern in Obwalden ist eine hochgelegene Alp, die zu neuem Leben erwacht. Eine moderne Bahn erschliesst eine Region, die sich gerade von ihren hässlichen Sesselbahnen und Skiliften befreit hat und der Natur die Chance zur Rückkehr gibt. Wir durchwandern das Gebiet auf dem Weg zum Brienzer Rothorn. Auf dem Brienzergrat verhindert der Schnee das Erreichen des Ziels, doch dank Plan B entdecken wir die Attraktivität des Wilerhorns.

Es ist ruhig geworden in Lungern, seit die Brünigstrasse im Berg verschwunden ist. Das Dorf verfügt über wenig moderne Tourismusinfrastruktur, dann erlitt auch das kunstschneefreie Skigebiet noch Schiffbruch. Doch ein lokaler Unternehmer hatte den Mut, in eine neue Seilbahn zu investieren, die Schönbüehl neu als Wander-, Bike-, Skitouren- und Schneeschuhziel erschliesst. Die Aufbruchstimmung ist spürbar, schon die Dame am Schalter der Bahn begrüsst erfrischend herzlich mit ihrem kanadisch versetzten Obwaldertüütsch. Dann hievt uns die Glaskabine in wenigen Minuten 700Hm hoch.

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Blick aus der Bahn auf Lungern…
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… und über den Brünig ins Berner Oberland zu den Wetterhörnern

Bei der Bergstation Turren wird noch gehämmert und gezimmert. Die Bergbeiz steht kurz vor ihrer Eröffnung. Wir ziehen los und folgen den Wegweisern nach Schönbühl. Und tatsächlich, ohne Sesselbahn und Skilifte sind die Alpen wieder richtig schön. Das Maiensäss Breitenfeld mit seiner Kapelle „Maria zum Schnee“ ist ein Kleinod und keine Pisten-Fun-Kulisse mehr. Fast zuoberst am Berg trohnt das Berghuis Schönbüehl, das von einer lokalen Kooperation übernommen und renoviert wurde. Die fröhliche Wirtin Heidi zeigt uns stolz die hübschen Zimmer. Die Aussicht auf die Zentralschweizer und Berner Alpen ist phänomenal. Nur die grosse Wirtstube hat etwas „Kantinencharakter“ und könnte noch etwas mehr Bergauthentik ertragen. Die freundlichen Lungerner müssten wohl nur ihre Keller etwas durchstöbern…

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Alpweiler Breitenfeld mit der Kapelle „Maria zum Schnee“. Im Hintergrund das Grimselgebiet mit Ritzlihorn, Gerstenhörner und Dammastock
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Kurz vor Schönbühl, in der Bildmitte das Wilerhorn

Wir steigen nun auf die Höch Gumme, wo der letzte Skilift knapp unterhalb des Gipfels auf seinen Abbruch wartet, und erreichen damit den östlichsten Gipfel der Brienzer Kette. Kein nennenswerter Berg, aber ein prächtiger Aussichtspunkt. Der Brienzersee präsentiert sich in seinem unverwechselbaren Türkisblau, grossartig! Mit phantastischer Sicht auf Eiger, Mönch, Jungfrau und Konsorten beginnt hier der lange, lange Gratweg nach Habkern, der einmal in seiner ganzen Länge überschritten werden will.

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Blick vom Höch Gumme – ist das nicht grossartig?

Die weissen Nordflanken machen unsere Routenpläne – nicht ganz unerwartet – bald zur Makulatur. Der Wanderweg liegt unter einer dicken Schicht Schnee (siehe das Foto oben). Kurz nach Zwischenegg ist deshalb Schluss. Ich versuche, die steile Schneeflanke über den schmalen Grat zu umgehen, finde mich dann aber über einem Abgrund wieder. Das seitliche Hinuntersteigen über steilstes Schrofengelände auf den Schnee ist auch nichts für Familienväter. Also – umkehren. Chris ist nicht unglücklich darüber, denn das Brienzer Rothorn scheint ihm noch zu weit weg für solche Eskapaden.

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Keine Chance, das steile Schneefeld zum umgehen. Der schmale, brüchige Grat endet im Abgrund

So kehren wir zurück zu den Schönbüeler Weiden. Wir steigen über die Scheidegg zum Tüfengrat ab und machen uns an die Erklimmung des Wilerhorns. Auch eine nette Gratwanderung, und weniger karg. Wohlriechende Legföhren und Heideplanzen säumen den Weg, der angenehm steigend auf diesen markanten Rücken führt, von dem gleich fünf grosse Seen gleichzeitig gesehen werden können. Vom Spiez bis Luzern liegt uns die ganze Brünigroute zu Füssen. Der Gipfel bietet viel Platz, die Sonne wärmt wie im Hochsommer und die noch winterliche Alpenkette sieht einfach zum Anbeissen aus. Ein mehr als guter Ersatz für das Brienzer Rothorn!

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A trail with a view….
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Alles dem Grat nach: Das Plan B-Ziel Wilerhorn
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Blick vom Wilerhorn über drei Seen und nach Osten

Die Abstiegsroute folgt dem weiteren Verlauf des Grats, der gegen Osten immer steiler abfällt. Ein letztes Foto von den Unterwaldner Seen, dann muss der Pfad in die Südflanke ausweichen. Er führt uns direkt in das Maiensäss Wiler, das sich noch komplett „kuhlos“ präsentiert. Wir legen uns ins Gras, um diesen prächtigen Brienzersee noch einmal richtig aufsaugen zu können.

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Der perfekte Platz für die letzte Rast

Danach tauchen wir in den dichten Wald über dem Brünig ein. Eine halbe Stunde später steigen wir mit zitternden Knien, aber hochzufrieden in den Zug, der uns nach Lungern zurückbringt. Auf der Terrasse vom Restaurant Kaiserstuhl (I love the place!) blicken wir mit einem Glas Bier in der Hand genüsslich über den See zurück auf das vollbrachte Tageswerk (siehe Titelfoto des Beitrags).

Tourdatum: 26. Mai 2017

Kartenausschnitt Schönbühl-Wilerhorn (pdf)

Interaktiver Kartenausschnitt

 

 

2 Kommentare

  1. Edwin, du hast eine grossartige Wandertour erlebt und beschrieben. Text und Bilder sprechen für sich. Einfach Natur pur in Ihrer Vollkommenheit!
    Vielen herzlichen Dank für deinen wertvollen Beitrag an unsere interessierten Wandergäste die so durch deine Infos unsere traumhafte Bergwelt kennenlernen dürfen. Es ist einfach so schön. Der Name „Schönbüel“ verspricht nicht nur, es beinhaltet einiges ! Grund genug diese wunderbare Obwaldnerbergwelt kennen und schätzen zu lernen. Ich freue mich auf deinen nächsten Besuch im Bärghuis Schönbüel. Danke!
    Farbenfrohe, sonnige Berggrüsse
    Heidi

  2. Edwin, ich kann mich den Worten von Heidi nur anschliessen. Auch von mir und der Lungern-Turren-Bahn ein herzliches Dankeschön für Deinen wertvollen Beitrag!
    Es freut mich, dass Ihr (trotz Routenplan-Änderung) einen unvergesslichen Tag auf Turren – Schönbüel erleben konnten.
    Nicole
    (die „Dame“ mit kanadisch versetzem Obwaldnertüütsch 😉)

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