Teufelhiebe am Schluchigrat 2055m ü. M.

Dass Gratwanderungen zwischen Stanserhorn und Engelberg lohnenswert sind, weiss ich spätestens seit der letztjährigen Tour über den Arvigrat. Heute wollen wir die Traversierung fortsetzen und stossen dabei auf ein bemerkenswertes Naturphänomen: die „Wagenleis“ genannten Scharten am Schluchigrat. Der Teufel muss hier wohl sein Beil mehrfach in den Berg gehauen haben. Die damit verbundene, kurze Kletterei macht die abwechslungsreiche Panoramatour zu einem Leckerbissen.

Meteoschweiz sagt einen schwülheissen Tag voraus, so starten wir die Tour auf dem höchstmöglichen Punkt, der Alp Gummen oberhalb von Wirzweli. Die Terrasse der schönen Beiz und die hausgemachte Schwarzwäldertorte laden zur Musse, doch dafür ist es zu früh. Wir ziehen los und folgen dem Fahrsträsschen zur Schellenfluehütte, wo der Bergweg zum Grat abzweigt. Der Pfad führt steil durch hochstehendes Gras zum Pass südlich des Arvigrats. Die Sonne lässt auf sich warten, es tröpfelt sogar – soviel zur Treffgenauigkeit von Bucheli & Co.

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Der Genuss kann beginnen! Bis zu den Knien in Blumenfeldern, hinten der Arvigrat

Oben angekommen beginnt gleich der Genussteil. Der Grat bietet eine einzigartige Sicht auf die bekannten Gipfel von Engelberg. Westlich schimmert der Sarnersee, hinter uns breitet sich der Vierwaldstättersee aus. Durch einen wahren Blumenwald führt der Pfad nun leicht steigend über den immer schmaler werdenden Gratrücken zum Gräfimattnollen. Dort wird der Gratrücken ganz breit, wir schweben über den Tälern und bekommen nun auch die Berner Oberländer Viertausender zu Gesicht. Auf dem gelbleuchtenden Plateau Gräfimattstand nehmen wir uns viel Zeit für eine Rundsichtpause.

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Gräfimattstand

Wir studieren den weiteren Gratverlauf, den man nun bis zum anvisierten Storeggpass gut sehen kann. Der Routenverlauf wechselt nun auf die Engelbergerseite, wo der Winter ziemlich gewütet hat, der Pfad unterhalb des Schingrats ist arg mitgenommen und stellenweise etwas heikel zu passieren. Überhaupt wird die Tour hier zum Alpinwandern, ab dem Grüeblengrätli ist nichts mehr markiert. (Nachtrag 2023: Die Route wurde inzwischen gut ausgebaut und markiert).

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Hier wird es anspruchsvoller…
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… der Winter hat dem Pfad ziemlich zugesetzt

Die Spur ist aber meist gut sichtbar, und so steigen wir erwartungvoll auf den Schluchigrat, wo schon bald die Wagenleis als Schlüsselstelle des Tages vor uns auftaucht. Und die hat es in sich. Die Furchen im Gelände kommen schlagartig und sind eindrücklich, steinige Türme wechseln sich ab mit tiefen Scharten. Wir sind froh um die Fixseile und -ketten, die sich allerdings nicht mehr alle in einem vertrauenswürdigen Zustand befinden. Es schadet also nicht, selber ein Sicherungsseil bei sich zu haben. Aber Spass macht es!

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Die Teufelshiebe – noch ist nicht erkennbar wie tief sie sind
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Ohne Worte
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Der Abstieg in die Scharte verlangt etwas Geschick, trotz der Fixseile (Nachtrag 2023: Die Stelle gibt es wohl nicht mehr! Sonst wäre das keine rot-weiss markierte Wanderroute)

Nach den Felsscharten kommt wieder Grasland – wie als ob nichts gewesen wäre. Nur wenige Meter weiter weiden friedlich Schafe auf den steilen Gratflanken. Wir laufen beeindruckt weiter und sinnieren darüber, wen der Teufel hier wohl bestrafen wollte. Dann erreichen wir Chrüzibödmer, ein heideähnliches Gelände, das die perfekte Aussichtsplattform für unsere Lunchpause bietet. Grossartig, die Sicht auf den Grossen und den Kleinen Spannort, den Titlis und die Berner Alpen. Vor uns trohnt der Widderfeldstock, der bereits die nächste Touridee generiert, für heute liegt das aber nicht mehr drin.

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Wo sieht man Engelberg und seine Aushängeschilder wohl noch schöner?
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Arnos Gesichtsausdruck sagt ziemlich viel aus über die Qualität der Lunchpause aus… im Hintergrund die Grossen Berner

Der Abstieg führt nun zunächst durch ein steiles Waldstück hinunter, dann begrüssen wir eine Melchtaler Bauerngruppe beim Heuen. Wir drehen jetzt um das Storegghorn, wo der Pfad so stark überwachsen mit Pflanzen und Blumen ist, dass man ihn kaum mehr erkennt. Wir kommen nur langsam vorwärts, aber der Genussfaktor ist hoch.

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Storeggpass und Widderfeldstock. Letzterer für heute zuviel, aber wir kommen wieder.

Auf dem Storeggpass erreichen wir wieder markierte Wege. Wir steigen nun ab zur Hüethütte, wo die Kühe den Pfad derart zertrampelt bzw. neue Wege geschaffen haben, dass wir den richtigen Weg nicht mehr finden (Tipp: bei der grünen Wasserstelle geht es direkt hinunter zur Hütte). Dann können wir noch etwas „auslaufen“ und peilen dabei Eggendössli an, wo uns eine blaue Seifenkiste erwartet. Die Bäuerin gibt uns telefonisch Anweisungen und dann lassen wir uns mitten auf ihren Bauernhof hinuntergondeln. Dort wird umgestiegen, eine zweite Kiste wird uns ganz hinunter ins Tal bringen. Ein toller Service. Nur acht Franken pro Person verlangt die Frau für beide Fahrten, wir runden gerne etwas auf.

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Postkartensujet mit Wegzertramplern
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Diese Kuhbähnchen sind einfach ein grossartiger Service!

An der Talstation lassen wir uns abholen und nach Dällenwil zur Wirzwelibahn zurückbringen. Alternativ wandert man etwa 20 Minuten der Engelberger Aa entlang zum Bahnhof in Grafenort.

Tourdatum: 8. Juli 2016

Kartenausschnitt Schluchigrat (pdf)

Interaktiver Kartenausschnitt

 

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