Zum Geburtstag aufs Wildhorn 3248 m ü. M.

Das Wildhorn ist der dominierende Berg des Saanenlandes. Wenn das Wetter es zulässt, schaut er uns beim Essen in der Lauener Stube zu. Ich weiss schon gar nicht mehr, wie oft ich ihn fotografiert habe – im Alpenglühen, frisch verschneit, beim Sonnenaufgang. Zum 50. Geburtstag wollte ich ihn endlich mal besteigen. Nicht über die einfache Normalroute von der Iffigenalp aus, sondern vom Lauenensee durch das Geltental zum Col du Brochet und um den Mont Pucel. Lang und steil, aber äusserst abwechslungsreich.


Tatsächlich sollten wir die „Expedition 50“ dann zu zwölft unternehmen. Am späten Freitagnachmittag setzt sich die Karawane in Bewegung. Die 600Hm im Kaltstart zur Geltenhütte haben es in sich. Der Weg ist zeitweise sehr steil und fordert Einiges ab, aber die gebotene Abwechslung durch Wasserfälle, Bäche, Tiefblicke und Alpenblumen in diesem herrlichen Naturschutzgebiet ist es mehr als wert. Auch die letzten Wolken der langen Regenperiode verziehen sich, und kurz vor dem Eindunkeln zeigt sich der zu erobernde Gipfel dann zum ersten Mal.

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Der Geltenbach ist ein ständiger Begleiter mit vielen Wasserfällen und Stromschnellen
Das Ziel vor Augen im Abendlicht
Das Ziel vor Augen im Abendlicht

Morgens um fünf Uhr beginnt der Aufstieg. Schon auf 2300m ü M. müssen die Steigeisen montiert werden. Zuviel Schnee liegt noch an den Flanken des Wildhorn an diesem 5. Juli 2013. Die Route führt über den Col du Brochet rund um den Mont Pucel auf die südliche, vergletscherte Seite des Wildhorns. Die Direttissima über den Westgrat erscheint Bergführer Peter Sollberger noch zu riskant. Beim Pucel-Grat auf 3000m ü M. erwartet uns die wärmende Sonne und ein fantastischer Blick in die Walliser Alpen. Es wird ein herrlich klarer und wolkenloser Sommertag. Für Einige beginnt der weicher werdende Schnee dann aber doch zu einer echten Challenge zu werden. Nur Bergfloh Christine scheint das alles nichts anzugehen, so leichtfüssig wie sie die letzten Höhenmeter zum Gipfelgrat bewältigt. Philipp droht andererseits schon früh, mich ans Gipfelkreuz zu schlagen – aber oben fehlt ihm dann glücklicherweise die Kraft dazu.

Ohne Worte
Morgenstimmung auf 3000 m ü M.
Die letzten Meter vor dem Gipfel
Die letzten Meter vor dem Gipfel

Was uns dann auf dem Gipfel erwartet verschlägt allen die Sprache: Sicht ohne Ende vom Säntis bis zum Montblanc und ein wunderbarer schneefreier Platz auf dem Ostgipfel zum Relaxen, Dösen und Staunen. Erst hier oben realisieren die Berggänger, wie unendlich frei und stolz dieses Wildhorn über ihre Umgebung trohnt. Die Glückshormone sprudeln nur so.

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Vom Eiger bis zum Bietschhorn liegt das Berner Oberland dem Wildhorn zu Füssen
Gipfelsiesta mit Blick ins Wallis
Gipfelsiesta mit Blick ins Wallis

Der Abstieg erfolgt gemütlich über die Normalroute zur Wildhornhütte, mit einer kleinen Abseileinlage von Peter hinunter auf den Tungelgletscher. Trotzdem, der Tag ist lang, und nach 10 Stunden auf den Beinen sind nicht mehr alle gleich gut drauf wie am Morgen. Chris erreicht die Iffigenalp auf den Socken, so sehr drücken die gemieteten Schuhe. Tom ist hingegen noch so fit, dass er am gleichen Abend spät in Zürich noch seine neue Lebenspartnerin kennenlernt….

Fazit: Ein Traumtag für das Erinnerungsalbum. Ende gut, alles gut.

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Auf dem Tungelgletscher ist im Juli noch tiefer Winter
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Eine kleine Abseileinlage an der Kante zum Tungelgletscher
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Der Iffigenalpsee

Kartenaussschnitt Wildhorntraversierung (pdf)

Tourdatum 5./6. Juli 2013

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