Im Blumenreich am Kärpf

Wie oft bin ich schon vom Garichtisee zur Leglerhütte gelaufen! Das Halbtagestürli hat aber nie den Weg in den Blog gefunden. Heute ist es soweit, denn die Fortsetzung über die Schafalp zum Chalchstöckli, hinunter zum Richetepass und über die Wichlenmatt nach Obererbs will ich meinen Followern nicht vorenthalten. Viel Aussicht und Natur um den bröckelnden Kärpf!

Der volle Bus von Schwanden nach Kies (Talstation der Mettmenbahn) nimmt dieses Jahr einen Umweg. Er keucht von Haslen über den Tannenberg und über einen ausgebauten Waldweg wieder hinunter zur Bahn. Ein kleines Abenteuer, ich bewundere den Fahrer. Dann hüpfe ich in die kleine Gondel, die mich in wenigen Minuten zum Garichtisee hochträgt. Ich presche vor und bin so gleich wieder alleine. Herrlich. Den Besuch des hübschen kleinen Naturmuseums überlasse ich den andern.

Es geht los – der Garichtisee in Laufrichtung
Der Glärnisch im Rückspiegel

Der Pfad führt über den Staudamm an das Ende des Sees, ein zügiges Warmlaufen. Der Glärnisch schaut mir zu. Wie schön sieht er doch aus im Rückspiegel über dem Wasser! Eine erste kurze Steigung führt zur Niderenalp, an deren Ende die Chärpfbrugg liegt. Das kleine Naturwunder – der Bach hat sich einen Gang unter die Felsen gegraben – ist mit zahllosen um die Wette blühenden Alpenrosen eingepackt, sehr schön!

Die Chärpfbrugg

Bald zweigt die Route zur westlichen Talflanke ab und steigt zügig zur Sunnebergfurgle hoch, wo sich ein eindrücklicher Weitblick in den Glarner Zigerschlitz auftut. Nun ist es nicht mehr weit zur genial gelegenen Leglerhütte. Sie liegt auf dem Plateau eines gewaltigen Felsvorsprungs – friedlich eingebettet in grünen Matten und mit einem kitschig schönen Tümpel verziert.

Die Leglerhütte ist immer einen Besucht wert

Ich bestelle die Hausspezialität, die Quiche mit Kartoffelboden, nehme ein grosses Glas Schorle dazu und atme tief durch: Schön, wieder einmal hier zu sein! Ich grüsse den Tödi, den Clariden, den Gemsfairenstock und den Bös Fulen. Schöne Erinnerungen werden wach! Letztes Jahr war ich hier noch rekonvaleszent zum „Einlaufen“, davor mit den Kids, mit Simone, mit Pauline. Mit Walter ging es einmal hoch zum Kärpf. Seit Jahren lässt der Steinschlag das nicht mehr zu. Heute will ich weiter, um den Kärpf herum.

Herrlich gelegen – mit Blick auf Tödi und Clariden und viel mehr

„Richetlipass“ steht auf dem Wanderschild, der Pfad dahin führt im leichten Auf und Ab über die kupierte, abwechslungreiche Schafalp. Zunächst begeistert der Blick hinauf zu den zerklüfteten Felsen des Kärpfs, dann folgt ein Tiefblick auf den Milchspüelersee, dessen Blau sich mir tief einprägt. Auch die rauschenden Bäche gefallen, und die vielen Blumen! Schliesslich steigt der Weg über Restschnee hoch zum Heuergrat, dreht um den kecken Hanestock und führt dann an einen heftigen Grat-Abgrund zur Wichlenmatt. Die Elmer Berge und das Martinsloch grüssen. Ich folge dem Grat zum Chalchstöckli und erreiche so den Tageshöchstpunkt auf 2500m. Ein schöner Aussichtsplatz, der zu einer ausgedehnten Pause einlädt.

Der Kärpf ist ein bröckliger Haufen geworden
Milchspüelersee
Restschnee am Hanestock
Das Chalchstöckli – dahinter der Hausstock

Zu meiner Überraschung treffe ich hier auf einen anderen Berggänger, denn die Route scheint eher wenig begangen. Auf den wenigen überquerten Schneefeldern habe ich noch kaum Spuren entdeckt. Umso willkommener ist der Schwatz mit Gérard, der mit Zelt und Schlafsack unterwegs ist. Der Ex-Banker und Feuerläufer habe schon 800 Täler „beschlafen“ erzählt er mir. Hut ab.

Hanestock und Kärpf vom Chalchstöckli gesehen

Der Abstieg vom Stöckli auf den Gratweg hinunter zum Richetlipass ist die ersten paar Dutzend Meter mit einem Drahtseil gesichert. Das ist auch gut so… bald erreiche ich den Pass und damit die „Autobahn“: die Alpenpässe Route 1, die hier durchführt. In der Wichlenmatt fotografiere ich die von weissen Blumen umrandeten Gewässer, die durch die grüne Ebene mäandern. Auch schön.

Runter zum Richetlipass
Blick zurück vom Ärbser Stock auf Wichlematte, Richetlipass und Chalchstöckli

Es folgt ein kurzer Gegenaufstieg über den Ärbser Stock und ein nochmals sehr blumenreicher Abstieg zur Alp Obererbs. Dort bin ich am Ziel. Der Hausstock dominiert das Tal über dem Schiessplatz Wichlenalp (von dem ich Jan Lukas gleich ein Foto in die RS whatsapple). Auch an dessen Überquerung erinnere ich mit natürlich wieder gerne, als ich auf der Terrasse der Beiz ein kühles Bier und ein Stück frischen Zitronencake geniesse.

Da geht's runter zur Skihütte Obererb und den Bus...

Die Wichlenalp und der Hausstock, aufgenommen kurz vor Obererbs

Bald kommt der Bus (auf Bestellung, mindestens 1 Std. vorher: 055 642 17 17!) und bringt mich zurück über Elm nach Schwanden. Das die Fahrt trotzdem mit meinem GA abgedeckt ist, erstaunt mich. Was für einen Luxus können wir uns leisten! All-in-all: Eine prächtige Tour, die nach einer baldigen Wiederholung ruft!

Tourdatum: 5. Juli 2023

Kartenauschnitt Leglerhütte – Richetlipass

Interaktiver Kartenausschnitt mit Höhenprofil und Zeitangaben

 

 

 

5 Kommentare

  1. Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag, lieber Edwin.
    Eine Wanderung zur Leglerhütte steht bei uns sicher auch auf dem Programm, wenn wir im August in einer Hütte ob Bettschwanden eine Ferienwoche verbringen.

  2. vielen Dank für die wunderbaren Fotos und den so schön beschriebenen Text. Ich freue mich immer auf deine Beiträge

  3. Wirklich toll was ich da gefunden habe „Edwin wandert“. Vielen Dank für die sehr ausführlichen Beschreibungen und den schönen Bilder.

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