2020: Aussergewöhnlich


    Es scheint verrückt – die Weltordnung wird erschüttert durch die Corona-Pandemie. Gleichzeitig ermöglichte dies mir – und vielen anderen Bergfans – das Wanderjahr des Jahrzehnts. Anhaltend schönes Wetter, neue Arbeitsformen und viel mehr Freizeit in den Frühlingsmonaten resultierten in einer bisher unerreichten Anzahl Wandertagen. Das Highlight war die Vollendung der Ost-West-Transversale. Hier mein kurzer Jahresrückblick vor dem Winterschlaf.

    Mehr als 100 Mal schnürte ich 2020 die Trailrunner, die favorisierten TX4 oder die schweren Bergschuhe. Auf dem Ticker stehen schliesslich über 100’000 Höhenmeter – nicht als Leistungsparameter, sondern als Ausdruck eines maximal ausgeschöpften Bergjahrs, ich kann es kaum fassen. Für den Blog hiess das 30 neue Beiträge, dies ist der 200ste.

    Februar: Mit den Schneeschuhen am Fuss des Säntis

    Das Virus bedeutete auch Verzicht. So mottete ich im März solidarisch meine Tourenski früh ein und überwanderte stattdessen risikofrei und selbstversorgend mit viel Proviant im Rucksack das Zürcher Oberland und das Napfgebiet. Im April folgten Home Office-Wochen in Lauenen mit wunderbaren Wandertagen in den bald schneefreien Voralpen. Ich lernte, wie rasch die Bergflora im Frühling wechselt. Grossartig! So wurde ich quasi automatisch zum Blüemli-Profi, dank des Apps „Plant Net“ ging das erst noch spielerisch.

    April: Krokuspracht im Saanenland

    Im Mai folgten ausgedehnte Juratouren und ungewohnt einsame Ausflüge im Rigi- und Pilatus-Massiv, deren Bahnen noch still standen. Danach füllten sich die Berge jedoch rasant. Das merkte auch die Statistik des Blogs, die ab Mai mehr als verdoppelte Besuchszahlen im Vergleich zu den Vorjahren anzeigte. Viele Freunde entdeckten das Wandern neu. Sie waren dankbar dafür.

    Mai: Wiedersehen mit der Wandfluh bei Grenchen

    Im Juli, August und September suchte und fand ich die alpine Ruhe wie gewohnt in grösseren Höhen, insbesondere während der Fortsetzung und Vollendung des Dreijahresprojektes Ost-West-Transversale. Im Wallis und insbesondere am Mont Blanc spürte man das Wegbleiben der aussereuropäischen Gäste. Aufgrund der Belegungsrestriktionen konnte ich auch in den SAC-Hütten wieder einmal richtig gut schlafen. Unvergesslich bleiben die Gipfelerlebnisse auf dem Pointe d’Orny und dem Mont Rogneux. Weitere Höhepunkte waren der Abend in der Cabane du Dent Blanche auf 3500m und das Wiedersehen der Schreckhornhütte.

    Juli: Sehnsuchtsort Pointe d‘Orny
    September: Lacs de Fenêtre

    Im Oktober beendete das kaltnasse Wetter die Hochgebirgssaison abrupt. Doch der traumhafte November erlaubte an den Südhängen wieder Touren bis über 2500 Meter. Am Walensee, in Glarus, Uri und Tessin wurde ich nochmals reich beschenkt, auch wenn dabei regelmässig die Spikes und der Eispickel zum Einsatz kamen, und die anvisierten Ziele nicht immer erreicht wurden.

    Oktober: Hoch über dem Urnersee

    Der schneereiche Dezember erlaubte schliesslich frühe Schneeschuhtouren. Doch da war ich auch schon ein bisschen wandermüde. So faulenze ich jetzt in unserer Wohnung in Lauenen, bewundere die Morgenröte über dem Wildhorn (Titelfoto), warte geduldig auf die längeren Tage und wandere vorwiegend im Kopf – unter anderem bei der Planung der West-Ost-Transversale, die 2021 beginnen soll.

    November: Im Aufstieg zum Piz di Campedell (an dem leider zu viel Schnee lag)

    Ein herzlicher Dank geht an meine Begleiterinnen und Begleiter, aber auch an alle Leserinnen und Leser, die mich mit Fragen, Ergänzungen und Tipps zu den Blogeinträgen angespornt haben. Das dickste Kompliment verdient Hans, dessen scharfer Blick dafür sorgt, dass meine Texte grammatikalisch und orthografisch nicht zu Abstürzen führen.

    Ich wünsche Euch allen gute Gesundheit und nur das Beste für 2021,

    Edwin

    August: Über dem Plateau d‘Herens

    5 Kommentare

    1. Deine Blogs, immer eine Bereicherung! Danke! Freue mich auch im 2021 von dir zu lesen.

    2. vielen Dank für jeden einzelnen Blog-Eintrag sowie die immer wunderschönen Fotos. Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute fürs neue Jahr und weitere solche Höhepunkte. Und ich freue mich wieder aufs Lesen.
      Häb Sorg und blieb gsund

    3. Bin bereits gespannt in welche Regionen und auf welche Gipfel dich Deine Touren im Jahr 2021 führen. Es ist jedesmal eine Freude, deine Berichte darüber zu lesen und deine Fotos zu bewundern.
      Alles Gute für 2021, bleibe gesund undhalte dich fit.

    4. Schön, wie Du Deine Touren beschreibst! Ich werde gerne weiterlesen und freue mich auf eine gemeinsame Wanderung!

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